Die “gate control” theorie

Die 1965 von R. Melzac und P. Wall formulierte “gate control” Theorie basiert auf das Vorhandensein von untereinander unterschiedlichen Nervenfasern, die zur Übermittlung der von der Peripherie zum Zentralnervensystems des menschlichen Körpers hergeleiteten “Reize” zuständig sind. Es gibt Fasern mit KLEINEM DURCHMESSER des myelinischen Types A (Delta) und des amyelinischen Types C. Diesen wird die Fähigkeit zugeschrieben, das “Schmerzsignal” von der algischen Peripheriezone zum Kontrollsystem zu “leiten”, der es vom Rückenmark zu den kortikalen Nervenzentren, um erkannt und moduliert zu werden, übertragt. Die “LEITGESCHWINDIGKEIT” dieser Fasern ist relativ NIEDRIG (unter 2 m/sec).

Und es gibt Fasern mit GROSSEM DURCHMESSER des myelinischen Types A (Beta), diese sind für die “Leitung” der “Tastreize” zuständig und weisen eine SEHR HOHE LEITGESCHWINDIKEIT (etwa 70 m/sec) auf.

Werden die Fasern mit GROSSEM DURCHMESSER ohne die anderen zu betreffen, stimuliert, so wird auf Ebene des Rückenmarkes die Hemmung der Fasern mit kleinem Durchmesser, also eine Art von BLOCKIERUNG des “Schmerzweges” zum Gehirn (Anstiegweg) bewirkt.

Die selektive Stimulation der Fasern mit großem Durchmesser ist durch die Sensibilitätsdifferenz (Leitgeschwindigkeit) zwischen diesen und jenen mit kleinem Durchmesser ermöglicht. In Thema Elektrostimulation spielt demzufolge die Breite der Stimulationsimpulse eine maßgebende Rolle.

In der Praxis wird folgendes festgelegt:

  • die C Fasern sind mit einer Impulsdauer unter 200 μsec NICHT ERREGBAR
  • die A Fasern (Delta) sind mit einer Impulsdauer unter 10 μsec NICHT ERREGBAR
  • die A Fasern (Beta) bleiben auch mit Impulse von nur 2 μsec ERREGBAR.

Daraus geht hervor, daß die Reize über 3OO μsec alle drei Fasertypen gleichzeitig stimulieren, demzufolge werden die Impulse zur Befriedigung der oben dargelegten Theorie eine max Dauer von 50 μsec haben.
Die “gate control” Theorie ist Gegenstand von Kritiken und nachfolgenden Wiederbestätigungen seitens verschiedener Autoren gewesen. Tat ist, daß, obwohl der Kontrollmechanismus unbekannt ist, obwohl der Zweifel besteht ob es sich um eine pre- oder postsynaptische Hemmung handelt, obwohl die Rolle der gelatinösen Substanz unbekannt ist, die Existenz des “gate controls” Mechanismus nicht in Zweifel gestellt werden kann, auch wenn die funktionale Rolle und die Details dieses Mechanismus noch zu definieren sind (Wall 1978).

Leave a reply